Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.
(Johannes. 14, 15-17)
Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus Christus sandte fünfzig Tage nach seiner glorreichen Auferstehung, am Tage des jüdischen Pentekoste-Festes, die verheißene Gabe des Heiligen Geistes auf seine Apostel herab.
Das Pfingstfest ist eines der drei Hochfeste des Alten Bundes. Dieser Tag erinnerte daran, wie der Prophet Mosé den Dekalog dem jüdischen Volk verlieh. Dieses Tages gedachten die Juden in Jerusalem und brachten dem Herrn Opfer dar.
Das Pfingstfest, armenisch „Hokekalusd“, vollendet die Feste des Herrn. Es verleiht Gnade, weil es uns von der Unreinheit der Sünde befreit und uns das väterliche Erbe, das Paradies, zurückgegeben hat.
Der heutige Tag heißt auch „Pentekoste“, das griechisch „fünfzig“ bedeutet und darauf verweist, dass dieses Ereignis sich fünfzig Tage nach der Auferstehung Christi stattfand.
Während am Anfang dieses Fest drei Tage dauerte, erweiterte Katholikos Nerses Schnorhali es im 12. Jahrhundert auf sieben Tage und erklärte diese Zeit zu „Bahk“. Zugleich bereicherte er die entsprechende Festliturgie mit Scharakans und Lesungen. Mit diesem Hochfest endet in der armenischen Kirche auch die „Hinanz“-Zeit.
Die glorreiche Herabkunft des Heiligen Geistes fand in Jerusalem statt, im Abendmalsaal, der sich heute auf dem Berg Sion im armenischen Viertel befindet. Christus forderte seine Apostel auf, sich dort zu versammeln. Als sie im Abendmalsaal in Erwartung des verheißenen Ereignisses einmütig im Gebet verharrten, kam plötzlich vom Himmel ein Brausen und erfüllte das ganze Haus.
Der Heilige Geist stieg nicht leise und im Geheimen herab, sondern als heftiger Sturm. Den Aposteln erschienen Zungen wie Feuer, die sich verteilten, und auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Sie alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen eingab (vgl. Apostelgeschichte 2, 1-4).
Mit dem Einbrechen des Heiligen Geistes wurde das Volk Gottes, das am Sinai zum ersten Mal Gestalt angenommen hatte, erweitert, so dass es alle umfasste – ohne räumliche und zeitliche Grenzen.
Liebe Schwestern und Brüder,
nach Kreuzigung, Tod und Beerdigung Christi waren die Apostel sehr betrübt. Die Auferstehung spendete ihnen zwar Trost, doch erfuhren sie diese in voller Kraft erst am Pfingsten, als der Heilige Geist über sie herabstieg. „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen.“ (Johannes, 16, 13) sagte Christus zu seinen Aposteln.
Durch den Empfang der Gabe des Heiligen Geistes und durch die Sakramente der Kirche finden auch wir den wahrhaften Trost.
In der Taufe befreit uns der Heilige Geist von der Sünde Adams und macht uns zu Kindern Gottes.
Auch in der Eucharistiefeier wirkt der Heilige Geist in der Kommunion und verwandelt das Brot und den Wein in Leib und Blut Christi und verleiht den Würdigen das ewige Leben.
Dasselbe gilt auch für alle anderen Sakramente. Der Geist Gottes befreit den und bußfertigen Menschen von der Sünde und richtet ihn auf.
Lassen Sie uns, liebe Landsleute, unser Leben mit den Gaben des Heiligen Geistes erneuern und unsere Spiritualität nach unserem Erlöser Jesus Christus ausrichten zum ewigen Leben hin. Amen.
Yeghishe Vartabed Avetisyan